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Zwischen Likes und Leistungsdruck: psychische Gesundheit von Jugendlichen in der Schweiz

Junge Menschen befinden sich in einer Phase der Veränderungen – körperlich, emotional und sozial. Während sie auf Social Media grossem Vergleichsdruck ausgesetzt sind, leben sie gleichzeitig in einer Welt, die von Unsicherheiten geprägt ist: Kriege, Klimawandel und gesellschaftliche Veränderungen belasten sie zunehmend. Wie steht es um die psychische Gesundheit von Jugendlichen in der Schweiz?

5. Ethische Aspekte

Ob und wie stark Kinder und Jugendliche von psychischen Belastungen betroffen sind, hängt nicht nur von ihren individuellen Kompetenzen oder ihrer genetischen Veranlagung ab. Auch das soziale Umfeld hat einen Einfluss. Problematisch ist, dass der Zugang zu Hilfsangeboten nicht für alle Jugendlichen gleich ist.

Soziale Faktoren, die das Vorhandensein von psychischen Problemen beeinflussen, sind zum Beispiel soziale Unterstützung oder der sozioökonomische Status (der unter anderem davon abhängt, wie viel Geld die Familie verdient, welchen Beruf die Eltern ausüben oder welchen Bildungsgrad sie haben). Zu strukturellen Faktoren gehören etwa der Zugang zum Versorgungssystem oder das Vorhandensein von Angeboten der Früherkennung von psychischen Problemen.

Rund um die Erkennung und Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in der Schweiz gibt es verschiedene umstrittene Aspekte, zum Beispiel:

  • Nicht alle Jugendlichen haben in der Schweiz gleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung (Chancengleichheit).
  • Je nach Krankenkasse werden bestimmte Therapieformen übernommen – andere nicht. Dies hat teils gravierende Auswirkungen für die einzelnen Patientinnen und Patienten.
  • Therapieplätze sind rar. Müssen Jugendliche mit schweren psychischen Erkrankungen sehr lange auf einen Platz warten, kann dies schwere Folgen haben.

Psychische Belastungen reduzieren
Allzu oft erhalten junge Menschen also nicht die professionelle Hilfe, die sie benötigen, wie auch ein Bericht der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen1 festhält. Die Autorinnen und Autoren empfehlen eine Reihe von Massnahmen, um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken, etwa ein langfristiges Monitoring, die Veränderung von strukturellen Bedingungen (also die Verbesserung der Lebensumstände von jungen Menschen) sowie Massnahmen in der Prävention und Versorgung. Ausserdem soll die politische und gesellschaftliche Partizipation von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden.

Vor allem im Hinblick auf die globalen Unsicherheiten der heutigen Zeit – Klimakrise, Kriege, Pandemien – kommt der Stärkung der Medienkompetenz sowie der Resilienz von Jugendlichen eine zentrale Rolle zu. Sie sind ständiger Berichterstattung über diese Entwicklungen ausgesetzt, was zunehmend auch Ängste auslösen kann, die belasten. Die Jugendlichen brauchen Werkzeuge, um mit diesen Unsicherheiten und damit einhergehenden psychischen Belastungen umgehen zu können.

Quelle: Unsplash / Johnny Cohen

Rolle von sozialen Medien
In Kapitel 1 haben wir die Auswirkungen von sozialen Medien auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen untersucht. Aufgrund der vielschichtigen Konsequenzen, die sie haben können, drängt sich die Frage auf, inwiefern Anbieter von sozialen Netzwerken eine Verantwortung haben – vor allem dann, wenn es sich um Nutzende handelt, die minderjährig sind. Deshalb kommt die Forderung vermehrt auf, dass die Plattformen ihre User schützen, sicher sind und dass belastende Inhalte gar nicht erst auftauchen. Dazu sollten zum Beispiel Inhalte kontrolliert und Hilfsangebote gut sichtbar platziert werden. In Australien hat das Parlament sogar beschlossen, den Zugang zu sozialen Netzwerken für unter 16-Jährige zu verbieten – dies ist die weltweit strengste Massnahme für soziale Plattformen wie TikTok, Instagram oder Facebook. Welche Auswirkungen das neue Gesetz auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen haben wird, bleibt abzuwarten.

1Nachhaltige Förderung der psychischen Gesundheit im Kindes- und Jugendalter – ein Positionspapier der Eidgenössischen Kommmission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ), März 2024.