7. Die uralte Biotechnik
Biotechnik (oder Biotechnologie) ist ein Überbegriff der Gentechnik (oder Gentechnologie). Heute sind die beiden Begriffe allerdings eng miteinander verwandt, meinen zum Teil dasselbe und werden oft verwechselt. Das war nicht immer so, denn die Biotechnik ist viel älter als die Gentechnik, die erst wenige Jahrzehnte alt ist. Seit mehr als 8’000 Jahren nutzt der Mensch die biologischen Fähigkeiten von Mikroorganismen, um Lebensmittel wie Bier, Essig, Joghurt und Käse herzustellen. Die klassischen biotechnischen Methoden sind der Menschheit seit Urzeiten vertraut. Ohne dass die alten Kulturvölker von Hefepilzen und Milchsäurebakterien eine Ahnung hatten, bedienten sie sich dieser Kleinstlebewesen, um Nahrungsmitteln zu vorteilhaften Veränderungen in Geschmack und Konsistenz zu verhelfen.
Ein besonderes Beispiel der Biotechnik ist die Gerberei: Leder wurde früher mit Hundekot behandelt, um die Eiweisse der Tierhäute zu spalten, also zu gerben. Heute weiss man, dass auf den Exkrementen der Hunde Bakterien wachsen, die bestimmte Enzyme freisetzen, welche den Fäulnisprozess der Tierhaut unterbinden. Heute werden diese Enzyme – zum Glück – technisch hergestellt.
Ein anderes bekanntes Beispiel der Biotechnik ist die Herstellung von Bier, welche mit Hilfe von Hefepilzen des Stammes Saccharomyces geschieht. Das sind Pilze, welche die Gärung in Schwung bringen, indem sie Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid verarbeiten – allerdings nur, wenn den Pilzen kein Sauerstoff zur Verfügung steht. Schon die Sumerer und Babylonier wussten Hefe zur Herstellung von bierähnlichen Getränken zu nutzen. Bei der Herstellung von Joghurt und Käse wiederum helfen Milchsäurebakterien. Über die Jahrhunderte haben die Menschen die Eigenschaften von Hefepilzen oder Milchsäurebakterien mittels Zucht- und Kreuzungsverfahren verbessert.