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Hepatitis: Wenn sich die Leber entzündet

Pamela Anderson, Steven Tyler von Aerosmith, Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers und Millionen Menschen weltweit haben eines gemeinsam: Sie haben sich mit dem Hepatitis C-Virus angesteckt. Das Virus ist bis heute ein grosses Problem für Betroffene und Ärzte.

4. Das A bis E der Hepatitis

Es gibt fünf Hepatitis-Arten A bis E. Wie die Viren, so sind auch die Erkrankungen, die sie hervorrufen, sehr unterschiedlich. Hepatitis A und E gelten als wenig gefährlich. Denn diese beiden Krankheiten verursachen zwar eine akute Leberentzündung, die aber in der Regel innerhalb eines halben Jahres wieder abklingt und nicht chronisch wird.

Infektionen mit den Virustypen B, C und D sind dagegen kritisch, da sich daraus eine chronische Leberentzündung entwickeln kann. Die chronische Leberentzündung kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Leberzirrhose führen (Vernarbung der Leber). Im schlimmsten Fall braucht der Patient eine neue Leber – allerdings gibt es in der Schweiz viel zu wenig Spenderlebern.

Hepatitis A: Reisehepatitis

Das Hepatitis-A-Virus ist weltweit verbreitet. Während es in Industrieländern nur zu vereinzelten Infektionen kommt, kann das Virus in Ländern mit einem Mangel an sauberem Wasser und schlechten sanitären Einrichtungen zu Epidemien mit zahlreichen Erkrankten führen. Die Infektion findet über verunreinigtes Wasser oder verunreinigte Lebensmittel (z. B. verunreinigte Muscheln und Gemüse) statt. Die Virusinfektion verursacht eine akute Hepatitis, die meist mild und unbemerkt, selten aber auch als schwere Leberentzündung verlaufen kann. Hepatitis A wird nie chronisch und führt immer zu lebenslanger Immunität.

Gegen Hepatitis A kann man sich schützen, denn es gibt einen hochwirksamen Impfstoff.

Mehr zu den Symptomen und zur Therapie aller Hepatitis-Typen siehe Tabelle 1.

Hepatitis B: eine sexuell übertragbare Infektion

Hepatitis B ist eine der häufigsten und schwersten Infektionskrankheiten, die durch Viren verursacht wird. Die WHO schätzt, dass weltweit zwei Milliarden Menschen infiziert sind. Davon sind bereits 240 bis 350 Millionen Menschen chronisch erkrankt, mehr als 750 000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen. Hepatitis B ist hochansteckend und wird durch kontaminiertes Blut oder andere Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tränen, Samenflüssigkeit oder Vaginalsekret übertragen, also beim ungeschützten Geschlechtsverkehr, beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzen und auch durch Verletzungen der Haut oder Schleimhaut. Infizierte Frauen können zudem während der Geburt ihre Kinder anstecken.

Ansteckungen über Bluttransfusionen gibt es in der Schweiz kaum mehr, da seit 1980 alle Blutspenden auf Hepatitis-B-Viren getestet werden. Meistens heilt die akute Infektion ohne Folgeschäden aus. Doch die Hepatitis B-Infektion kann sich zu einer chronischen Leberinfektion entwickeln, die später zu einer Leberzirrhose oder zu Leberkrebs führen kann.

Wie auch gegen Hepatitis A gibt es gegen Hepatitis B eine hochwirksame Impfung.

Hepatitis C: Blut als Risikoquelle Nummer 1

Weltweit sind 150 Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert. Jedes Jahr stecken sich drei bis vier Millionen Menschen neu an. In den USA verursacht das Hepatitis-C-Virus mehr Todesfälle als Aids. In der Schweiz leben etwa 50 000 bis 80 000 Personen mit einer Hepatitis-C-Infektion. Damit ist diese Hepatitis-Form der häufigste Typ – und wird trotzdem oft unterschätzt.

Denn die Infektion verläuft in der Regel symptomlos. Die meisten Betroffenen bemerken oft viele Jahre nichts von der Infektion. Bis sich eine Leberzirrhose entwickelt, dauert es Jahre bis Jahrzehnte. Auch die öffentliche Aufmerksamkeit ist trotz der hohen Zahl Betroffener gering. Die WHO spricht deshalb von einer «stillen Epidemie».
Die Virusübertragung erfolgt meist durch kontaminiertes Blut (unsaubere Spritzen, Tätowieren, Piercen). In seltenen Fällen kann eine Übertragung auch durch Geschlechtsverkehr erfolgen oder von der infizierten Mutter zum Neugeborenen. Das Ansteckungsrisiko kann reduziert werden, indem auf das Austauschen von Nadeln, Zahnbürsten, Rasierklingen und Nagelscheren verzichtet wird. Es ist ratsam, Tätowierungen oder Piercings nur in Tattoo-Studios durchzuführen, die sich an Hygienestandards halten.

Alle Versuche, eine Impfung gegen Hepatitis C zu entwickeln, sind bislang gescheitert. Das Virus ist zu flexibel, als dass es mit bisherigen Impfstrategien ausgeschaltet werden kann. Trotzdem wird weiter an der Entwicklung eines Impfstoffes gearbeitet.

Grafik 3: Prävalenz der Hepatitis C: Vor allem in Afrika, Asien und Südamerika leben viele Menschen, die sich mit dem Virus angesteckt haben.

Hepatitis D: Hepatitis-B-Virus teilt seinen Mantel

Das Hepatitis-D-Virus ist ein Parasit: Das Virus kann sich nur vermehren, wenn es die Hülle des Hepatitis-B-Virus benützt. Deshalb tritt Hepatitis D nur zusammen mit Hepatitis B auf. In der Schweiz kommt die Infektion mit Hepatitis D nur selten vor.
Die Übertragungswege für Hepatitis B und D sind die gleichen: kontaminiertes Blut, ungeschützter Geschlechtsverkehr, unsaubere Spritzen. Hepatitis D verläuft in den meisten Fällen chronisch und verschlimmert oft eine bereits bestehende Hepatitis B. Damit steigt das Risiko einer Leberzirrhose oder von Leberkrebs. Da Hepatitis D nur gemeinsam mit Hepatitis B vorkommen kann, schützt die Impfung gegen Hepatitis B auch vor einer Hepatitis D-Infektion.

Hepatitis E: verunreinigtes Trinkwasser als Infektionsquelle

Jedes Jahr stecken sich weltweit etwa 20 Millionen Menschen mit Hepatitis E an. Dieses Virus verhält sich ähnlich wie das Hepatitis-A-Virus: Es wird meistens über mit Fäkalien verunreinigtem Trinkwasser übertragen. Die Infektion verläuft in der Regel akut, heilt ohne Folgen von selbst aus und wird nicht chronisch. Für chronisch Leberkranke und Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel kann das Hepatitis-E-Virus jedoch lebensgefährlich werden.
In gewissen Ländern, etwa in Asien, China, Indonesien, Afrika, dem Nahen Osten und Mexiko ist es zu grossen Epidemien mit Tausenden von Erkrankten gekommen. In der Schweiz traten bis jetzt kaum Krankheitsfälle auf – auch nicht bei Menschen, die in diese Länder gereist waren.

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