6. Mit Hilfe einer Diät wurde Dolly geklont
Dasselbe Phänomen beobachteten Wissenschaftler auch bei Säugetieren. Erst 1997 überwanden schottische Forschende diese Hürde: Das Schaf «Dolly» war geboren (Grafik 2.3). Die Forscherinnen und Forscher verwendeten dazu einen Trick: Sie kultivierten die Milchdrüsenzellen des erwachsenen Schafes, das geklont werden sollte, in einem nährstoffarmen Medium. Dadurch wurde der Zellzyklus dieser Zellen gestoppt und das Erbgut auf Null gestellt. Trotz dieses Tricks brauchte es über 200 Versuche bis das Experiment gelang. Mittlerweile wurden auch andere Säugetiere geklont, wie Katzen, Hunde oder Pferde.
Dolly sorgte für viel Gesprächsstoff, weckte Ängste, schuf aber auch neue medizinische Möglichkeiten. Das erfolgreiche Klonen eines Schafs eröffnete den Forschenden die Technik des therapeutischen Klonens, das beim Menschen angewendet werden könnte. Dazu entnimmt man der Körperzelle eines Patienten oder einer Patientin das Erbgut und überträgt es in eine Eizelle, der zuvor der Zellkern entfernt wurde. Entwickelt sich daraus ein Embryo, so kann man daraus in einem sehr frühen Stadium (Blastozystenstadium) embryonale Stammzellen gewinnen. Aus diesen Zellen können dann verschiedene Gewebe entstehen (siehe Kapitel Potenzial der Stammzellen). Diese Zellen hätten dann den Vorteil, dass sie körpereigen sind und bei einer Behandlung vom Körper nicht abgestossen werden.
Beim therapeutischen Klonen geht es nicht darum, Menschen zu verdoppeln, sondern spezielles, körpereigenes Gewebe herzustellen: So könnte es in einigen Jahrzehnten – falls die Technik überhaupt medizinisch anwendbar ist – möglich sein, einem herzkranken Menschen ein neues Herz einzupflanzen, das keinerlei Abstossungsreaktionen zeigen würde. In einigen Ländern, beispielsweise in Grossbritannien, wird bereits am therapeutischen Klonen geforscht. In vielen anderen Ländern ist die Technik hingegen verboten. Das reproduktive Klonen gründet auf der gleichen Technik, jedoch auf den Menschen angewandt. Reproduktives Klonen ist weltweit verboten.