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Das Dilemma mit den Tierversuchen

Wo immer möglich, müssen heute tierversuchsfreie Methoden angewandt werden. Um die Sicherheit von Lebensmitteln und Medikamenten zu gewährleisten, kann jedoch nicht vollständig auf Tierversuche verzichtet werden.

Eigentlich sind alle Menschen gegen Tierversuche. Aber ebenso möchten alle Menschen, wenn sie krank sind, die besten und sichersten Medikamente und Therapien erhalten. Ohne Tierversuche geht das nicht. Wie gehen Sie mit diesem Dilemma um?

1. Tierversuche

Der Mensch hat ein zwiespältiges Verhältnis zum Tier: Einerseits pflegt er enge Beziehungen zu Tieren, insbesondere zu Haustieren wie Hunden, Katzen oder Pferden. Hunde helfen Blinden und werden oft als beste Freunde des Menschen bezeichnet, Katzen füllen eine einsame Wohnung mit Leben, auf dem Rücken der Pferde liegt bekanntlich das Glück der Erde. Der Mensch betrachtet seine Haustiere oft als Freunde und Teil der Familie.

Andererseits sind Tiere auch Nutztiere. 4.2 Millionen Schweine, Ziegen, Schafe, Rinder, Kaninchen, Wild und Pferde, sowie fast 67 Millionen Hühner werden in der Schweiz jährlich geschlachtet (Zahlen von 2016). Auch für Tierversuche werden sie benützt, in der Schweiz waren es 2017 rund 615’000 Tiere, meist Mäuse und Ratten. Diese Zahl hat sich seit 1983 um fast 70 Prozent verringert (Quelle Tierversuchsstatistik BLV). Dass wir Menschen Tiere schlachten, um deren Fleisch zu essen, gehört zu unserer Kultur.

Doch einige Ethiker wie der Amerikaner Peter Singer lehnen dies grundsätzlich ab, weil wir nicht zwingend auf das Fleisch der Tiere angewiesen sind und uns ebenso gut mit Pflanzen und Ergänzungsmitteln ernähren könnten. Auch mit Tierversuchen sind nicht alle Menschen einverstanden. Weshalb werden überhaupt Tierversuche durchgeführt? Hier einige Antworten:

Pro Tierversuche

Forscherinnen und Forscher führen Tierversuche durch,

  • um die Vorgänge in unserem Körper besser verstehen zu lernen, die bei Tieren ähnlich sind. Das ist vor allem wichtig für Grundlagenforscher, die an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen arbeiten.
  • um Krankheitsursachen und Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Hier spricht man von angewandter Forschung, also Forschung, die in Biotech- und Pharmafirmen, aber auch an Universitäten durchgeführt wird.
  • um die Wirksamkeit und die Sicherheit von Medikamenten und Lebensmitteln zu gewährleisten. Medikamente müssen von Gesetzes wegen vor ihrer Zulassung an Tieren auf ihre Sicherheit getestet werden, um das Risiko für den Menschen zu verringern.
  • weil es für viele Fragestellungen keine Alternative zum Tierversuch gibt. Forschende versuchen, wenn immer möglich, eine Alternative zum Tierversuch zu finden.
  • um Vorgänge in Tieren besser verstehen zu lernen und Medikamente für Tiere an Tieren zu testen.

Hier einige Argumente gegen Tierversuche:

Contra Tierversuche

  • Tierische Krankheitsmodelle haben für den Menschen nur eine bedingte Aussagekraft. Menschen und Mäuse sind sich zwar genetisch ähnlich, aber sie sind nicht gleich.
  • Tiere werden in der Versuchstierhaltung und im Versuch selbst oft nicht arttypisch gehalten. Sie entwickeln dann Stress- und Verhaltensstörungen.
  • Um transgene Tiere zu erzeugen, sind hunderte Versuchstiere notwendig, die anschliessend «entsorgt» werden.

Was ist ein Tierversuch?

Nicht alle Versuche mit einem Tier gelten gemäss Tierschutzverordnung als Tierversuch. Der Geltungsbereich dieser Verordnung erstreckt sich auf den Umgang mit Wirbeltieren, Kopffüssern (Cephalopoda) und Panzerkrebsen (Reptantia), ihre Haltung und Nutzung sowie Eingriffe an ihnen. Ein Versuch mit einem Regenwurm oder einer Taufliege ist demnach kein Tierversuch.

Ein Grossteil der Tierversuche wird mit Mäusen und Ratten durchgeführt.
© istockphoto

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