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Immun-Onkologie

Zellen des Immunsystems können so verändert werden, dass sie Krebszellen jagen und vernichten.


Diese Immuntherapien haben in den vergangenen Jahren in der Medizin für enormes Aufsehen gesorgt, da mit ihnen Krebspatienten erfolgreich behandelt werden können, bei denen alle anderen Therapien versagt haben.

7. Wie geht es weiter?

Im Mai 2010 erhielt die 5-jährige Emily Whitehead die Diagnose akute lymphatische Leukämie, eine seltene, besonders aggressive Form von Blutkrebs. Die Ärzte versuchten, die Leukämie mit Hilfe einer Chemotherapie zu besiegen, die Chancen auf Heilung standen gut. Nach dem zweiten, erfolglosen Versuch hatte Emily allerdings nur noch geringe Überlebenschancen. Also versuchten die Eltern und die Ärzte etwas, das noch nie zuvor getestet worden war: eine Immuntherapie bei einem Kind. Dazu wurden Emily Immunzellen entnommen und genetisch so verändert, dass sie neu Krebszellen angreifen. Diese so veränderten Immunzellen wurden Emily wieder in die Blutbahn zurückgegeben. Die Immunantwort war heftig, Emily bekam hohes Fieber. Und da sie von den Chemotherapien bereits geschwächt war, hing ihr Leben noch an einem seidenen Faden. Über Wochen lag sie mit Fieber im Koma. An ihrem 7. Geburtstag wachte sie auf. Der Krebs war verschwunden. Die gentechnisch veränderten Immunzellen hatten die Krebszellen aufgespürt und vernichtet.

Die Resultate mit diesen neuen Immuntherapien sind einerseits revolutionär, weil mit diesen Therapien Patienten geheilt werden können, bei denen praktisch keine Hoffnung auf Überleben mehr besteht, zum Beispiel Patienten, die an fortgeschrittenem Hautkrebs oder an Lungenkrebs leiden. Vor allem im Bereich der Checkpoint-Inhibitoren ist es in den letzten Jahren zu grossen Fortschritten gekommen.

Andererseits sind die Resultate manchmal ernüchternd, weil diese Therapien bei einigen wenigen Patienten zum Teil schwere Nebenwirkungen hervorrufen können (im Normalfall sind die Nebenwirkungen von Immun-Onkologie-Therapien allerdings geringer als bei einer Chemotherapie). Ein noch ungelöstes Problem ist, dass die Therapien nicht bei allen Patienten gleich wirksam sind. Sie helfen jedem dritten oder vierten Patienten. Noch weiss niemand genau warum, daran wird intensiv geforscht.

Den Durchbruch haben diese Therapien noch nicht ganz geschafft, meist werden sie bei Patienten eingesetzt, bei denen die bisherigen Therapien versagt haben. In einzelnen Fällen sind aber Checkpoint-Inhibitoren bereits für eine Standardbehandlung zugelassen, zum Beispiel bei Lungenkrebs. Die Hoffnung auf weitere Erfolge ist also durchaus berechtigt, denn immer öfter gelingt es, mit Immuntherapien Krebspatienten zu retten. Zum Teil über Jahre. So wie Emily. Mittlerweile ist sie 11 Jahre alt. Und krebsfrei.