8. Ethische Aspekte: Neue, wirksame Medikamente sind teuer
Wieviel dürfen zusätzliche Lebensjahre kosten? 10’000 Franken? 100’000 Franken? Wer soll und darf darüber entscheiden? Und wer soll die teuren Medikamente bezahlen?
Neue Krebsmedikamente haben dazu beigetragen, dass die Diagnose Krebs heute etwas von ihrem Schrecken verloren hat. Beim Brustkrebs zum Beispiel wurden in den letzten Jahren wesentliche Verbesserungen erzielt: Bis Ende der 1970er-Jahre wurden Brustkrebspatientinnen ausschliesslich chirurgisch behandelt, meist musste die betroffene Brust amputiert werden. Heute wird aus vielen Behandlungsoptionen eine individuelle Therapie zusammengestellt. Durch eine medikamentöse Nachbehandlung kann das Wiederauftreten des Tumors vielfach verhindert oder zumindest hinausgezögert werden.
Die neuen
Medikamente haben jedoch ihren Preis: Aufgrund der aufwändigen Forschung und
Entwicklung sind neue Medikamente oft sehr teuer. Insbesondere in Ländern, in
denen es keine obligatorische Krankenversicherung gibt, können sich nichtversicherte
Patienten eine solche Behandlung meist nicht leisten. Gerade bei
lebensbedrohlichen Krankheiten ist der rasche Zugang zu neuen Medikamenten aber
wichtig. Verschiedene Pharmafirmen versuchen hier mit entsprechenden Programmen
Abhilfe zu schaffen und geben die Medikamente verbilligt ab.
Trotzdem stellen manche Onkologen, Patientenorganisationen und Gesundheitsökonomen die zusätzlichen Kosten für verschiedene neuartige Medikamente infrage, vor allem wenn ein Präparat keine Heilung, sondern nur einen Aufschub bringt.
Hier gilt es, verschiedene Faktoren gegeneinander abzuwägen: Ein neues Medikament kann sehr teuer sein, aber wenn dadurch eine Heilung möglich ist, können insgesamt die Kosten geringer ausfallen als mit der bisherigen Behandlung insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Allerdings ist eine Heilung bei Krebs nicht immer möglich. Daher werden derzeit Preismodelle getestet, bei denen das Medikament nur bezahlt werden muss, wenn es auch tatsächlich wirkt.