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Corona – ein Virus verändert die Welt

Neuartige Viren können jederzeit auftauchen und zur Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung, aber auch für die Gesellschaft und für die Wirtschaft werden. Seit Anfang 2020 sorgt ein solches Virus für eine Pandemie: Sars-CoV 2. Weitreichende Massnahmen zur Eindämmung wurden nötig und die medizinische Forschung setzt alles daran, einen Impfstoff zu entwickeln.

4. Eine spezielle Pandemie

Covid-19 ist nicht die erste Pandemie eines Coronavirus, aber keine andere in den letzten 100 Jahren hatte derart enorme Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft wie diese. Was macht die Covid-19-Pandemie so speziell? Im Vergleich zu anderen Pandemien trifft das Coronavirus auf eine völlig unvorbereitete Bevölkerung, denn es besteht keinerlei Immunität, das heisst, die Menschen haben keine schützenden Antikörper gegen dieses Virus. Zudem gibt es weder einen Impfstoff, noch wirklich wirksame Medikamente zur Behandlung.

Speziell bei Covid-19 ist zudem die leichte Übertragbarkeit von Sars-CoV-2, als auch die Tatsache, dass das Virus bereits gegen Ende der Inkubationszeit – also noch bevor Symptome auftreten – übertragen werden kann. Während der Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit) sind betroffene Personen bereits angesteckt, das Virus hat mit der Produktion neuer Viren begonnen, aber der Patient ahnt noch nichts, er fühlt sich gesund. Er kann so unbemerkt viele weitere Menschen anstecken.

Von Einzelfällen zur Epidemie

Wie entsteht eine Epidemie? Entscheidend für die Ausbreitung einer übertragbaren Krankheit ist, wie viele Menschen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. Dies zeigt die Basisreproduktionszahl (R0) an. Sie gilt für den Fall, dass sich das Virus ungehindert ausbreiten kann: Niemand ist immun, es gibt keine Gegenmassnahmen. Gemäss Robert Koch-Institut liegt R0 beim Coronavirus zwischen 2,4 und 3,3. Das heisst, dass ein Mensch, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat, im Durchschnitt etwa zwei bis drei weitere Menschen ansteckt – womit sich das Virus rasch ausbreiten würde. Erreger mit einer R0 von 1 oder weniger können keine Epidemie auslösen, resp. verschwinden mit der Zeit von alleine.

Die effektive Reproduktionszahl (Re) hingegen gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person im Durchschnitt tatsächlich ansteckt und berücksichtigt auch die ergriffenen Gegenmassnahmen oder wie viele Menschen bereits immun sind. Re verändert sich also im Verlauf der Pandemie, je nachdem welche Gegenmassnahmen getroffen werden. Um die Ausbreitung entscheidend zu dämpfen und eine Epidemie unter Kontrolle zu bringen, muss Re unter den Wert 1 fallen. Dann steckt eine infizierte Person weniger als eine weitere Person an, die Ausbreitung nimmt ab. Die effektive Reproduktionszahl für die Schweiz finden Sie in der unten stehenden Infobox.

Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Ausbreitung eines Virus zu verhindern. Grundsätzlich hängen die Massnahmen davon ab, auf welche Weise sich das Virus verbreitet: So müssen bei einer sexuell übertragbaren Krankheit wie HIV andere Massnahmen ergriffen werden als bei der über Tröpfchen übertragenen Grippe. Beim Coronavirus wurde zu Beginn des Ausbruchs versucht, die Ausbreitung mithilfe von «Containment» (Eindämmung) zu verhindern. «Containment» meint, dass man die Infizierten isoliert und alle kontaktiert, die in den letzten Tagen mit diesen Personen Kontakt hatten. All diese Personen müssen in Quarantäne, damit sie nicht weitere Menschen anstecken. Wenn sich allerdings zu viele Personen gleichzeitig anstecken, dann verlieren die Behörden den Überblick und können nicht mehr jede einzelne Ansteckung zurückverfolgen. Dann braucht es stärkere Massnahmen.

Diese reichen von «Social Distancing» (Abstand halten), der Absage von Veranstaltungen, Homeoffice, der Schliessung der Grenzen, Schulen und Kindertagesstätten sowie von nicht lebensnotwendigen Einkaufsmöglichkeiten, bis zur Ausgangssperre und zum Maskentragen im öffentlichen Raum. Je nachdem, wie gut diese Massnahmen funktionieren, können sie wieder gelockert und am Ende ganz aufgehoben werden.

Grosse Pandemien weltweit

Die Liste der Pandemien der letzten 100 Jahren ist lang. Neben Virusinfektionen wie Sars, Influenza oder HIV, gibt es auch bakterielle Infektionen, die sich weltweit verbreitet haben, zum Beispiel Cholera. Hier eine Auswahl.

Jahr Krankheit/ErregerAnzahl Tote
1918-20Spanische Grippe (Influenzavirus A/H1N1)> 50 Mio.
1957-58Asiatische Grippe (Influenzavirus A/H2N2)1-2 Mio.
1961-90Cholera (Bakterium Vibrio cholerae)mehrere Millionen
1968-70Hongkong-Grippe (Influenzavirus A/H3N2)1 Mio.
seit 1980HIV36 Mio.
2002-03Sars-CoV-1ca. 800
seit 2004Vogelgrippe (Influenzavirus A/H5N1)> 450
2009-2010Schweinegrippe (Influenzavirus A/H1N1 2009)> 18 000
2017-18Virusgrippe (Influenzavirus B/Yam und A/H1N1)291 000 – 646 000
seit 2019Covid-19 (Sars-CoV-2)siehe WHO Dashboard
Tabelle 1: Pandemien der letzten 100 Jahre. Die Zahlen sind aufgrund der unbekannten Dunkelziffern und der unterschiedlichen Erhebungen mit Vorsicht zu geniessen. Zudem sind sie ins Verhältnis zur Weltbevölkerung zu setzen, die im Zeitraum seit 1896 stark zugenommen hat. Sie geben also lediglich Grössenordnungen an. Quelle: Wikipedia.

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